Der Startschuss für Google+, das sich eigentlich als Konkurrenz zu Facebook etablieren und andere Google-Produkte als soziale Komponente ergänzen sollte, fiel 2011. Zu Beginn sah alles mehr als rosig aus: Die Plattform erreichte in 88 Tagen rund 40 Millionen Registrierungen und wurde als soziales Netzwerk mit dem schnellsten Nutzerzuwachs der Geschichte gefeiert. Knapp acht Jahre später ist nichts mehr von dem alten Glanz übrig – im April 2019 stellte Google+ seinen Dienst ein. Unser Artikel informiert über die Schließung der Plattform, beleuchtet deren Hintergründe und nimmt das neuste Projekt aus dem Hause Google ins Visier.
Google+ verabschiedet sich von privaten Nutzern
Bereits im Oktober 2018 kündigte Google+ an, den Dienst im Herbst 2019 einzustellen. Doch schon wenige Monate später wurde die Frist auf den zweiten April vorverlegt, was viele Nutzer verärgerte. Schließlich blieb nun deutlich weniger Zeit, eventuell benötigte Daten zu retten und das Netzwerk sauber hinter sich zu lassen. Mittlerweile ist der Plan abgeschlossen: Google+ ist offiziell Geschichte und für private User nicht mehr verfügbar.
Hinweis: Unsere Berichte sind oft sehr ausführlich. Daher bieten wir an dieser Stelle eine Zusendung des Artikels im PDF-Format zur späteren Sichtung an. Nutzen Sie das Angebot um sich die Praxis-Impulse in Ruhe durchzulesen, Sie können hierfür auch einfach auf das PDF-Symbol klicken.
G-Suite-User können den Dienst weiter nutzen
Hinter G-Suite verbirgt sich ein cloudbasiertes Software-Paket, das sich speziell für die unternehmerische Nutzung eignet. Der kostenpflichtige Dienst beinhaltet Google Drive, Google Kalender, Hangouts, Gmail, Google Docs, Sheets, Slides und Formes, Google Apps Vault und eben auch Google+. Die gute Nachricht für G-Suite-User ist, dass diese das Netzwerk nach Beendigung einiger „Bauarbeiten“ weiterhin nutzen können – verpackt in einem mehr oder minder neuen Produkt namens „Google Currents“, mit dem wir uns an einer späteren Stelle dieses Artikels noch auseinandersetzen. Die Schließung des Portals betrifft also in erster Linie private Nutzer.
Gründe für die Einstellung von Google+
Wer Google+ regelmäßig und gerne genutzt hat, fragt sich natürlich, was zum drastischen Schritt der Schließung geführt hat. Bislang sind folgende Gründe ersichtlich:
Sicherheitslücken
Zeitgleich mit der Ankündigung der Einstellung des Dienstes wurde seitens Google+ bekannt gegeben, dass es wohl ein Datenleck gab, in dessen Rahmen persönliche Daten wie Namen, E-Mail Adressen und Telefonnummern von Usern über eine API-Schnittstelle zugänglich waren. Besagtes Leck soll drei Jahre bestanden und die Entwendung von Datensätzen aus knapp 500.000 Profilen ermöglicht haben. Besonders negativ fiel auf Google zurück, dass die Schwachstelle bereits sechs Monate vor der öffentlichen Bekanntgabe entdeckt worden sein soll.
Wenig Resonanz
Im Google+-Blog wurde die Schließung unter anderem damit begründet, dass der Dienst ohnehin eher spärlich genutzt wurde. Im Beitrag wurde angegeben, dass 90% der Besucher die Seite schon fünf Sekunden nach deren Aufruf wieder verlassen – wahrlich eine Resonanz, die zu wünschen übrig lässt, aber nur wenig überrascht. Schließlich herrschte in vielen Kreisen schon länger die leicht spöttische Auffassung, dass zwar nahezu jeder einen Google+-Account hat, dieser aber von kaum einem genutzt wird. Statistiken aus dem Jahr 2016 belegen diese vage Annahme: Von rund 2,2 Milliarden angemeldeten Nutzern waren gerade einmal 440 Millionen monatlich (!) aktiv. Zum Vergleich: Auf Facebook waren 2017 2,1 Milliarden Menschen registriert, wovon 1,37 Milliarden den Dienst täglich nutzten.
Entwicklungs- und Verwaltungsaufwand
In Anbetracht der Resonanz fiel der Verwaltungsaufwand, den Google+ verursachte, wohl deutlich zu hoch aus, sodass die Plattform letztendlich schlicht unrentabel war. Nun könnte man sich natürlich fragen, warum Google aufgibt, anstatt an der Verbesserung des Netzwerks zu arbeiten, um eventuell mehr User regelmäßig auf die Seite zu locken. Eine Frage, auf die es bislang keine offizielle Antwort gibt. Uns bleibt daher lediglich zu vermuten, dass die Mühe, die die Weiterentwicklung kosten würde, vom Konzern als weitaus höher eingeschätzt wird, als das Potenzial, das in Google+ gesehen wird.
Bis Dato herrscht Uneinigkeit darüber, was denn nun tatsächlich der ausschlaggebende Grund dafür war, Google+ dichtzumachen. Da keine weiteren eindeutigen Aussagen des Unternehmens vorliegen, kann diesbezüglich nur gemutmaßt werden.
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Der Nachfolger: Google Currents löst Google+ ab
Wie bereits geschildert, sollen G-Suite-Nutzer künftig nicht komplett auf Google+-Funktionen verzichten müssen. Der neue Stern am Google-Himmel soll Google Currents heißen und einige alte mit zahlreichen neuen Funktionen verbinden. Die Anwendung basiert auf dem Google+-Code und auch die Nutzeroberfläche erinnert dezent an alte Zeiten. G-Suite-Admins können sich bereits zum jetzigen Zeitpunkt für die Beta-Version des Produkts bewerben – und die Erwartungen sind hoch. Ob Google Currents ein glücklicheres Leben gegönnt sein wird, als seinem Vorgänger und ob es mit der Konkurrenz, allen voran Facebook Workplace, wird mithalten können, bleibt abzuwarten.
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