Xing ist tot? Nein, es lebt weiter, nur anders!

Xing versus LinkedIn bei der Kontaktpflege

Ich habe in den letzten Monaten und seit Abkündigung der Networking- und Event-Funktionen auf der Plattform Xing, immer wieder gehört: „Xing ist tot.“ Es scheint, als wäre es in den letzten zwei Jahren die neue Lieblingsphrase der B2B-Online-Marketer gewesen. Menschen wechselten zu LinkedIn, schrieben enthusiastische Artikel darüber, wie sie Xing hinter sich gelassen haben, kündigten Ihren Xing-Premium-Account und stürzten sich auf LinkedIn als Plattform-Ersatz.

Autor: Thomas W. Frick (LinkedIn-Profil / Xing-Profil)

Geburtstage als Chance zur Kontakt- und Potenzialpflege 

Die einfachste und sympathischste Art, seine Kontakte zu pflegen, ist die Kontaktaufnahme mit einem persönlichen Geburtstagsgruß.

Vor der Erstellung, des zuvor verlinkten Artikels, habe ich Statistik betrieben und den Response der beiden Social Networks Xing und LinkedIn gemessen. Schon als Geburtstagsgruß-Versender konnte ich feststellen, dass die Response-Quote auf der Plattform Xing, deutlich höher war, als auf LinkedIn (Messzeitraum: April 2024). Quantitativ wollte ich mehr als einen Monat messen, jedoch kamen wie so oft wichtiger Aufgaben dazwischen. Da sich beide Plattformen mittlerweile klar voneinander unterscheiden, und nicht mehr als direkten Konkurrenten von Business-Networking Plattformen zu vergleichen sind, konzentrieren wir uns bei diesem Artikel auf die Nutzung der Plattformen, um das persönliche Kontaktnetzwerk zu pflegen.  

Erneuter Xing-Lebensbeweis an meinem diesjährigen Geburtstag

Vor einigen Tagen hatte ich Geburtstag. So weit, so unspektakulär. Auf den Tag genau, erreichte mich an meinem Geburtstag im Jahr 2022 und in meinem damaligen Boat-Office, die Schocknachricht als mehrfacher Xing-Gruppen-Initiator, was Xing dann im Januar 2023 umgesetzt hatte – die Abschaltung der Event-, Networking und Gruppenfunktionen. An meinem diesjährigen Geburtstag war die Hiobsbotschaft, nur ein Strafzettel an einer Bergstraße am nahegelegenen Wasserfall direkt in der Früh erhalten zu haben, da ich in die falsche Richtung das Wohnmobil abgestellt hatte – herzlichen Glückwunsch! 

Traditionell ist nach den Glückwünschen meiner Eltern das Smartphone an meinem Geburtstag im Flugmodus und so bedankte ich mich am darauffolgenden Tag für die zahlreichen Glückwünsche auf den unterschiedlichen Plattformen. Unterbewusst gesteuert, wurde wieder der Statistiker in mir geweckt und ich verglich die Geburtstagsgruß-Quoten auf den Plattformen Xing und LinkedIn miteinander.

Da ich auf Xing immer noch über 5600 Kontakte habe und pflege, die Kontaktanzahl auf LinkedIn jedoch mit über 29500 Kontakte deutlich mehr ist, habe ich die Grüße ins Verhältnis gesetzt und war überrascht:

Xing hatte meinen Vergleich gewonnen, mit einer deutlich besseren Gratulanten-Quote.  Wer hätte mir das vor zwei Jahren, nach „Abkündigung“ der damaligen Hauptfunktionen von Xing, unterschrieben? Um einen Geburtstagsgruß zu erhalten, benötigte es auf Xing 110 Kontakte. Auf LinkedIn 160. Verlässt man die quantitative Sichtweise und vergleicht die Geburtstagsgrüße inhaltlich, so entsteht der Eindruck, dass sich die Xing-Absender deutlich mehr Mühe und Zeit genommen hatten. Weiter fällt auf, dass ich auf LinkedIn nur 10 % der Gratulanten persönlich kannte und auf Xing, über 50 % der Kontakte. 

Auf LinkedIn waren Bots und die One-Button-Greetings klar zu erkennen, jedoch sind wir es ohnehin durch die Social-Media-Automation gewohnt, von mehr oder weniger nahestehenden „Freunden“ automatisierte Glückwünsche zu erhalten. Ein effizienter „Herzlicher Glückwunsch!“ und weiter geht’s im Alltagsgetümmel und im Idealfall, benötigte man für 20 Geburtstagsgrüße nur 5 Minuten (Ironische Spitze). 

Meine Erkenntnisse aus diesen Stichproben

Während viele Menschen Xing als veraltet und irrelevant abtun, zeigt meine Erfahrung ein ganz anderes Bild. Auch wenn Xing sich mittlerweile erfolgreich als Plattform zur Stellensuche im Markt umpositioniert hat, fand ich es besonders spannend, dass der Großteil meiner Gratulanten selbstständig Personen waren, also nicht wovon man ausgehen könnte, Studierende oder Arbeitssuchende. Vielleicht liegt es daran, dass gerade Freelancer und Unternehmer die persönliche Komponente in ihren Netzwerken schätzen – und auf Xing weiterhin der Draht zu bestehenden Kontakten aufrechterhalten werden kann. Xing hat weiterhin den Vorteil, übersichtlich und nicht überladen zu sein. Weiter kann man im Sinne von „Social Selling“, über einen direkten Draht (mittels Xing-Chat), seine Kontakte erreichen, ohne auf die Macht und Steuerung des (LinkedIn-Algorithmus) hoffen zu müssen und auch ohne Xing-Premium-Profil.

Natürlich höre ich jetzt schon die Kritiker. Daher vorweg genommen. LinkedIn hat seine Vorzüge und ich nutze die Plattform selbst. Aber was ist qualitatives Netzwerken (Value Networking) eigentlich wirklich? 

Es geht nicht nur um die Größe der Kontaktliste, sondern um die Qualität und die sogenannte Belastbar- und Nutzbarkeit des Kontaktnetzwerkes. Und in diesem Sinne hat Xing mir erneut bewiesen, dass es lebt und pulsiert, und einen von mir empfundenen höheren Persönlichkeitsfaktor gepaart mit Individualität, Wertschätzung und Nachhaltigkeit hat. 

Meine Empfehlung | Wann LinkedIn und wann Xing?

Vielleicht ist es an der Zeit, den pauschalen Abgesang auf Xing zu überdenken. Klar, Xing hat nicht mehr die Funktionen, die für das Publishing von Social-Media Posts und zur Reichweiten-Generierung, außerhalb des Tellerendes hinaus (außerhalb der eigenen Kontaktliste), dienlich sind. Dafür bietet die Plattform eine von mir empfundene höhere Kontaktverbindlichkeit.

Aus Marketing- und Vertriebschancen-Sicht ist es fahrlässig, die Kontakte, welche in der Vergangenheit auf Xing geknüpft wurden, zu vernachlässigen. Hier bleibt einfach Potenzial auf der Strecke. Auch wenn viele Xing-Premium Accounts gekündigt wurden, kann ein bestehender Kontakt über die Chat-Funktion ohne Premium-Funktion kontaktiert werden und antworten. 

Da mehrheitlich die Nutzer der Business-Networking Plattformen auf der Suche nach neuen Kontakten und Kunden sind, die Kontaktaufnahme zu nicht bekannten Menschen auf Xing jedoch als Basis-Mitglied eingeschränkt ist, sollten Personen mit diesem Ziel, die ohnehin beschränkte Social-Media Zeit, auf LinkedIn verbringen.

Unter dem Gesichtspunkt der Talentsuche und Mitarbeitergewinnung sollte man sich Xing auf jeden Fall nochmals genauer anschauen, denn die Sichtbarkeit von Xing, rund um die Jobsuche ist deutlich gestiegen.  Als SEO-aner, orientiere ich mich gerne an den Suchanfragen, diese sind quantitativ interessant und relevant, besonders, weil die Suchenden direkt die Marke Xing in die Suchphrase integrieren.

Plattformunabhängige Empfehlung

Im Zeitalter von Multitasking, Effizienzdenken und der Annahme, dass im Marketing das Gesetz der großen Zahlen (Reichweite in Form von Follower- oder Kontaktanzahl), der wesentliche Erfolgsfaktor ist, sollte nicht vergessen werden, dass mit Social vor Media oder Networks, der Mensch gemeint ist. Und genau diese Empfehlung möchte ich aussprechen, besonders im B2B-Umfeld. Agieren Sie menschlich und nicht allzu rationell auf den Plattformen.

Die Ursache für dieses Verhalten ist oft, die aktionistische und nicht gezielte Nutzung der Social Plattformen. Wenn Sie sich beispielsweise eine halbe Stunde am Tag, z.B. am frühen Morgen, die Zeit nehmen, sich auf den Social Plattformen zu bewegen, z.B. mit dem Ziel 1-3 Kontakte pro Tag zu vertiefen, dann investieren Sie in 5-15 Kontakte pro Woche qualitative Energie, welche bei den Kontakten überwiegend auf Ressonanz stoßen wird. Wichtig dabei ist die individuelle Ansprache, diese richtig gewählt, wird der gepflegte Kontakt eine Wertschätzung erfahren, Vertrauen aufbauen und auch antworten.

Zusammenfassung kompakt!

Von hinten angefangen, fokussieren Sie sich individuell auf den Menschen und nicht auf die quantitative Follower- und Kontaktanzahl. 

Betreiben Sie selbst ein Marketing-Forschungslabor, um die Response-Quoten zu messen, es selbst besser zu wissen, anstatt Regeln, Weisheiten und neuen Trends auf z.B. Marketing-Konferenzen folgen zu müssen. 

Unterschätzen Sie die Kontaktpflege auf der Plattform Xing nicht. Es sind zwar Xing-Funktionen gestorben, doch Xing ist nun mal nicht tot, sondern im Kontext der Response-Quoten und der individuellen Ansprache, mit den damit verbundenen Chancen zur Aufmerksamkeitsgewinnung, sogar ein Stück besser.

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